Hintergrund – Rauchen in Medien

Ein großes Problem und eine mögliche Lösung

Rauchen beginnt häufig im Jugendalter. Risikofaktoren, die den Beginn des Rauchens am besten vorhersagen, sind häufig sozialer Natur wie beispielsweise die soziale Schicht oder das Rauchverhalten der Freundesgruppe. Filme sind ebenfalls von großer Bedeutung für das soziale Lernen junger Menschen, deren soziale Identität sich im Jugendalter gerade erst herausbildet. Zum einen können Schauspieler attraktive Rollenmodelle abgeben, deren Verhalten von den Heranwachsenden imitiert wird. Zum anderen trägt das Rauchen in Film und Fernsehen zu dem Trugschluss bei, das Rauchen sei in der Gesellschaft weit verbreitet und akzeptiert, was sich wiederum bewusst und unbewusst auf jugendliches Verhalten auswirken kann. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Jugendliche, die viele Filme mit Rauchszenen gesehen haben, eher mit dem Rauchen beginnen. Durch die Aufnahme des Rauchens in Filmen als Kriterium für die Altersfreigabe der Filme könnte der Jugendschutz gestärkt werden.

Fack ju Göhte

Fack ju Göhte war mit über 7 Millionen Kinobesuchen der erfolgreichste deutsche Kinofilm des Jahres 2013. Es folgten zwei weitere Kassenschlager: Fack ju Göhte 2 (2015) war noch erfolgreicher an den Kinokassen und steht derzeit auf Platz 4 der erfolgreichsten deutschen Filme überhaupt. Es schloss sich ein dritter Teil an (2017), der wiederum von mehr als 6 Millionen Kinobesuchern gesehen wurde. Es handelt sich um Komödien, in denen der sympathische Elyas M’Barek als Bankräuber Zeki Müller eine schwierige 10. Klasse übernimmt. Alle drei Filme erhielten eine Altersfreigabe ab 12 Jahren, sodass davon ausgegangen werden kann, dass diese Filme auch von vielen Jugendlichen gesehen wurden. Weiterhin charakteristisch sind die vielen Rauchszenen in dieser Filmreihe. Zeki Müller raucht allerorten, sogar auf der Schultoilette…

Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK)

Die Hauptaufgabe der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) besteht in der Prüfung der Jugendgefährdung von Filmen. § 14 Abs. 1 des Jugendschutzgesetzes führt dazu aus:

Filme und andere Trägermedien, die geeignet sind, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen, dürfen nicht zur Vorführung vor oder zur Abgabe an ihre Altersstufe freigegeben werden.

Die FSK prüft die Jugendgefährdung und vergibt Alterskennzeichen. Folgende Altersfreigaben vergibt die FSK:

  1. FSK-0: Ohne Altersbeschränkung freigegeben.
  2. FSK-6: Ab 6 Jahren freigegeben.
  3. FSK-12: Ab 12 freigegeben. Bei Begleitung durch die Eltern sind diese Filme auch schon ab 6 Jahren freigegeben.
  4. FSK-16: Ab 16 Jahren freigegeben.
  5. FSK-18: Keine Jugendfreigabe.

Die Altersfreigaben sind beispielsweise auf DVD- und Blu-ray-Hüllen zu finden. Die jeweilige Prüfung geschieht auf Antrag. Eine gesetzliche Vorlagepflicht besteht nicht, faktisch durchlaufen aber alle in Deutschland im Kino vorgeführten Filme eine FSK-Prüfung.

Eine einfache und sehr wirksame Methode zur Reduktion der Expositionsdosis stellt das Heraufsetzen der Altersfreigabe für Filme, in denen geraucht wird, dar. Eine derartige Anhebung der Altersfreigabe setzt allerdings eine Veränderung der Kriterien der FSK voraus, anhand derer Filme bewertet werden. Bisher ist das Rauchen im Film überhaupt kein Kriterium für die FSK-Einstufungen, in den USA hingegen werden Eltern vor Rauchszenen in Filmen gewarnt.

Eine stärkere Berücksichtigung des Rauchens in Filmen und eine Altersfreigabe ab 18 Jahren für Filme mit Rauchszenen ist eine zentrale Forderung des Aktionsbündnisses Nichtrauchen (ABNR) an die Politik. Dabei kann sich das Aktionsbündnis auf die Weltgesundheitsorganisation berufen, die allen Mitgliedsstaaten empfiehlt, fiktionale Filme, in denen geraucht wird, erst ab 18 Jahren freizugeben.

Ziel der Seite

Ziel dieser Seite ist das Monitoring von Rauchszenen in den Medien. Der Untersuchungsschwerpunkt lag in der Vergangenheit auf Filmen (Kinofilme sowie exklusive Titel des Streamingdienstes Netflix) und Serien. Aktuell wird ein kontinuierliches Rauchszenen-Monitoring für alle deutschen, französischen und US-amerikanischen Musikvideos, die in den von YouTube veröffentlichten Top-100-Charts gelistet sind, durchgeführt. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse, d.h. die Angabe, ob in den Musikvideos geraucht wurde oder nicht, werden regelmäßig auf dieser Webseite aktualisiert.

Weiterführende Infos

Webseite von Smokefree Media an der University of California, San Francisco

Literatur zum Thema

Sie sind interessiert an weiterführender wissenschaftlicher Literatur? Bitte schreiben Sie uns an. Wir senden Ihnen gerne die Aufsätze zu.

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